Ja, das Prinzip ist klar. Es gibt z.B. auch Finanzgeschäfte, bei denen die Ware/Aktie/Commodity überhaupt nicht physisch vorhanden ist. Dabei wird von einer Seite auf fallende Kurse, von der anderen Seite auf steigende Kurse gewettet. Am Ende fließt Geld an denjenigen, der die Wette gewonnen hat. Dabei muss keiner die Ware/Aktie/Commodity je besessen haben. Bei dieser Vertragsart (nennt sich Future) wetten zweibgleichberechtigte Partner aus freien Stücken miteinander. Da ist keiner moralisch besser als der andere. So wie du es beschreibst, ist aber wohl in diesem Fall ein anderes Finanzinstrument genutzt worden...
Sebastian
Habe gerade noch mal gelesen: Das Szenario, in welchem du vom Schadenersatzzahlungen schreibst, ist das, welches ich meine. Nur dass eben immer nur der Scahdenersatz gezahlt wird (=Delta zwischen dem im Termingeschäft vereinbartem Preis und dem Marktpreis). Das, weil keiner der Wettteilnehmer überhaupt ein Interesse daran hat, die Aktie/Commodity zu besitzen. Es geht nur um die erwarteten Kursausschläge. Nur bei dieser Art des "Spiels" kann mehr Ware/Aktie gehandelt werden als überhaupt verfügbar ist, weil eben nur Geld fließt, die Aktien fasst dabei physisch gar keiner an. Und bei diesem Spiel ist es eine Wette zwischen gleichberechtigten Wettteilnehmern. Die Wette kann aber Auswirkungen auf die übrigen Marktteilnehmer haben... In dem konkreten Fall hat sich das Spiel so entwickelt, dass die Hedger tief ins Klo gegriffen haben und Gamestop sich sanieren kann.
Bei Aktiengeschäften an der Börse ist es immer so (da es Aktien ja real gibt, im Gegensatz z.B. zu einem Index, oder einem Bund-Future, das sind "synthetische", mathematisch-statistische Konstrukte), dass diese Geschäfte real zu erfüllen sind. Kauf ich eine Aktie, eine Aktienoption oder einen Aktienfuture, dann muss ich die Aktie, gegen Bezahlung des Betrages und zum vereinbarten Zeitpunkt, auch erhalten, und nicht etwa nur einen Gegenwert in Geld. Denn die Aktie verbrieft ja z.B. auch ein Stimmrecht, ein Teilnahme-, Rede und Fragerecht auf der Hauptversammlung, ein Klagerecht gegen die Gesellschaft, wenn sie mich in meinen Aktionärsrechten verletzt, einen Anspruch auf anteilige Auszahlung eines Liquidationserlöses, eines Verkaufserlöses oder der Dividenden sowie der Anspruch auf Erhalt von Bezugsrechten, z.B. bei einer Kapitalerhöhung. Daher die konkrete Lieferpflicht der Aktie. Von der kann, wenn sie beim Kauf der Aktie an der Börse vereinbart wurde, nicht mehr nachträglich abgewichen werden.
Auch bei Commodities gibt es an den Börsen regelmäßig Lieferpflichten, wenn es die Ware real gibt. Schweinehälften, Holz, Weizen, Rohöl, Silber, Gold gibt es ja nun mal real, und deshalb muss auch das an den Märkten real geliefert werden zum vereinbarten Termin am vereinbarten Ort. Und wehe, Du verspekulierst Dich an den Commodity-Märkten! Das geschah im Frühjahr 2020 bei Rohöl. Der Rohölpreis auf Termin April 2020 in den USA sank im März auf sage und schreibe 0,00 Dollar. Es gab scheinbar "Öl geschenkt". Da gab es dann Investoren, die dachten es sei doch eine fantastische Idee, Öl zu kaufen zum Preis von Null. Diese Idee hatten aber zu viele Spekulanten auf einmal. Klingt ja auch sehr verführerisch, nicht wahr?
Sie kauften gleich mehrere Millionen Liter Rohöl auf Termin, natürlich nicht in der Absicht es abzunehmen, sondern es wieder zu verkaufen, wenn der Preis steigt.
Was geschah dann? Der Preis für 139 Liter (1 Barrel) Rohöl stürzte wegen dieser Fehlspekulation auf steigenden Ölpreis an der Börse in den USA (Sorte Texas Intermediate) senkrecht durch die Nullinie ins Negative! Er lag zum Liefertermin bei Minus 41 Dollar! Und wehe, Du konntest die 41 Dollar nicht bezahlen, und im Anschluß das Öl in Cushing/Texas einliefern! Dann wurde das Öl auf Deine Kosten beschafft und nach Chushing/Texas gebracht, und dann kamen zu den -41 Dollar noch die Beschaffungs- Transport- und Lagerkosten obendrauf. Und wehe , der Ölpresi war mittlerweile wieder auf +50 Dollar gestiegen (da steht er jetzt) dann hätte Dich die Spekulation in Öl 91 $ je Barrel zuzüglich satter Beschaffungs- Transport- und Lagerkosten gekostet, ohne einen einzigen Liter Öl in Empfang nehmen zu können. Ein Millionenschaden für die Ölkäufer, die glaubten, an der Börse gäbe es etwas geschenkt.
In diesem Fall wird die Lieferpflicht zum Problem für den Verkäufer des Öls. Die Abnehmer dagegen freuten sich, sie bekamen das Öl geschenkt, und noch 41 Dollar je Barrel obendrauf dafür, dass sie in Cushing/Texas mit dem Tanklaster vorfuhren und das schwarze Gold abholten. Klar, dass die auf vertragsgerechte Lieferung und Auszahlung der Negativprämie strikt beharrten!
Natürlick könnte sich Käufer und Verkäufer abstimmen und vereinbaren, dass man sich in der Mitte trifft, also z.B. bei 70 Dollar/Barrel. Das geschieht auch in 95% der Fälle. Nur in 5% wird real geliefert. Aber es gibt eben dass Recht zur Lieferung, und die Pflicht zur Abnahme.
Sebastian
Ist es nicht eher so: Person A schließt einen Terminkontrakt, der ihm ermöglicht zu einem zukünftigen Zeitpunkt für 0 $ ein Barrel Öl zu kaufen (A wettet auf steigende Preise). Person B willigt ein, zu diesem zukünftigen Zeitpunkt an A das Öl für die 0$ zu verkaufen, (bzw. ihm zu ermöglichen für 0$ an ein Ölfass zu kommen.) B wettet auf noch weiter fallende Preise.
Variante 1: Der Marktpreis liegt zum Lieferzeitpunkt bei z.B. +20$: Dann muss A so gestellt werden, als ob er für 0$ das Öl bekäme. B zahlt an A 20$ und A kann die 20$ nehmen und dafür am Markt das eine Fass Öl kaufen. A steht also am Ende so da: Geld +20$-20$=+-0$, und ein Ölfass in der Hand, also genau so wie vereinbart. Wenn A sich kein Ölfass kauft, dann nimmt er die 20$ von B und ist zufrieden.
Variante 2: Der Marktpreis liegt zum Lieferzeitpunkt bei z.B. bei -41$. Person A soll nun so gestellt werden, dass er 0$ ausgibt, und ein Fass Öl hat. Das geht so: A zahlt an B 41$. Wenn A jetzt auch noch losläuft und sein Ölfass für -41$ am Markt kauft, dann bekommt er am Markt sein Fass + 41$ zugesteckt. Am Ende steht A so da, wie es mal vereinbart war: Er hat ein Fass Öl und -41$+41$=0$ ausgegeben. Wenn A nur spekuliert hat und gar kein physischen Öl kaufen will, dann ist er nur die 41$ losgeworden und das wars.
Ich kenne diese Spekulation so vom Kakaomarkt, gehe aber davon aus, dass es bei Öl genauso läuft.
Habe vergessen auf Reply zu drĂĽcken. Wenn du magst kannst du ja noch auf meine oben stehende AW eingehen.
Sebastian
Jedenfalls ist es in dem von mir beschriebenen Fall möglich, dass nur Geld als Ausgleichszahlung fließt, aber kein Mensch das Öl tatsächlich kauft. Auf dem Kakaomarkt führt das dazu, dass das Handelsvolumen in Terminkontrakten viel höher ist, als die tatsächliche Erntemenge. Das liegt daran, weil die meisten Marktteilnehmer nur spekulieren und den Kakao gar nicht gebrauchen können. Es geht ihnen nur um die Ausgleichzahlungen der Wette = Differenz zwischen vereinbartem Preis und Marktpreis.
Leider falsch erklärt! Klar haben die "Großen" Aktien verkauft - aber Aktien, die ihnen nicht gehörten, sondern die nur gegen eine Leihgebühr für eine bestimmte Zeit geliehen waren, also sog. Leerverkäufe getätigt. Jetzt wollen die Verleiher ihre Aktien wiederhaben, aber der Preis ist nicht gefallen, sondern gestiegen und die "Großen" müssen nun um jeden Preis Aktien kaufen, um sie den "Verleihern" zurückgeben zu können. Das treibt den Kurs weiter nach oben. Etwas länger erklärt, aber manche Sachverhalte kann man nicht kurz erklären, weil es sonst nichts wird mit der Erklärung...
Es gibt z.B. auch Finanzgeschäfte, bei denen die Ware/Aktie/Commodity überhaupt nicht physisch vorhanden ist. Dabei wird von einer Seite auf fallende Kurse, von der anderen Seite auf steigende Kurse gewettet. Am Ende fließt Geld an denjenigen, der die Wette gewonnen hat. Dabei muss keiner die Ware/Aktie/Commodity je besessen haben. Bei dieser Vertragsart (nennt sich Future) wetten zweibgleichberechtigte Partner aus freien Stücken miteinander. Da ist keiner moralisch besser als der andere.
So wie du es beschreibst, ist aber wohl in diesem Fall ein anderes Finanzinstrument genutzt worden...
Das Szenario, in welchem du vom Schadenersatzzahlungen schreibst, ist das, welches ich meine. Nur dass eben immer nur der Scahdenersatz gezahlt wird (=Delta zwischen dem im Termingeschäft vereinbartem Preis und dem Marktpreis). Das, weil keiner der Wettteilnehmer überhaupt ein Interesse daran hat, die Aktie/Commodity zu besitzen. Es geht nur um die erwarteten Kursausschläge.
Nur bei dieser Art des "Spiels" kann mehr Ware/Aktie gehandelt werden als ĂĽberhaupt verfĂĽgbar ist, weil eben nur Geld flieĂźt, die Aktien fasst dabei physisch gar keiner an.
Und bei diesem Spiel ist es eine Wette zwischen gleichberechtigten Wettteilnehmern. Die Wette kann aber Auswirkungen auf die ĂĽbrigen Marktteilnehmer haben...
In dem konkreten Fall hat sich das Spiel so entwickelt, dass die Hedger tief ins Klo gegriffen haben und Gamestop sich sanieren kann.
Denn die Aktie verbrieft ja z.B. auch ein Stimmrecht, ein Teilnahme-, Rede und Fragerecht auf der Hauptversammlung, ein Klagerecht gegen die Gesellschaft, wenn sie mich in meinen Aktionärsrechten verletzt, einen Anspruch auf anteilige Auszahlung eines Liquidationserlöses, eines Verkaufserlöses oder der Dividenden sowie der Anspruch auf Erhalt von Bezugsrechten, z.B. bei einer Kapitalerhöhung. Daher die konkrete Lieferpflicht der Aktie. Von der kann, wenn sie beim Kauf der Aktie an der Börse vereinbart wurde, nicht mehr nachträglich abgewichen werden.
Das geschah im Frühjahr 2020 bei Rohöl.
Der Rohölpreis auf Termin April 2020 in den USA sank im März auf sage und schreibe 0,00 Dollar. Es gab scheinbar "Öl geschenkt". Da gab es dann Investoren, die dachten es sei doch eine fantastische Idee, Öl zu kaufen zum Preis von Null. Diese Idee hatten aber zu viele Spekulanten auf einmal. Klingt ja auch sehr verführerisch, nicht wahr?
Sie kauften gleich mehrere Millionen Liter Rohöl auf Termin, natürlich nicht in der Absicht es abzunehmen, sondern es wieder zu verkaufen, wenn der Preis steigt.
Was geschah dann? Der Preis für 139 Liter (1 Barrel) Rohöl stürzte wegen dieser Fehlspekulation auf steigenden Ölpreis an der Börse in den USA (Sorte Texas Intermediate) senkrecht durch die Nullinie ins Negative! Er lag zum Liefertermin bei Minus 41 Dollar! Und wehe, Du konntest die 41 Dollar nicht bezahlen, und im Anschluß das Öl in Cushing/Texas einliefern! Dann wurde das Öl auf Deine Kosten beschafft und nach Chushing/Texas gebracht, und dann kamen zu den -41 Dollar noch die Beschaffungs- Transport- und Lagerkosten obendrauf. Und wehe , der Ölpresi war mittlerweile wieder auf +50 Dollar gestiegen (da steht er jetzt) dann hätte Dich die Spekulation in Öl 91 $ je Barrel zuzüglich satter Beschaffungs- Transport- und Lagerkosten gekostet, ohne einen einzigen Liter Öl in Empfang nehmen zu können. Ein Millionenschaden für die Ölkäufer, die glaubten, an der Börse gäbe es etwas geschenkt.
In diesem Fall wird die Lieferpflicht zum Problem für den Verkäufer des Öls. Die Abnehmer dagegen freuten sich, sie bekamen das Öl geschenkt, und noch 41 Dollar je Barrel obendrauf dafür, dass sie in Cushing/Texas mit dem Tanklaster vorfuhren und das schwarze Gold abholten.
Klar, dass die auf vertragsgerechte Lieferung und Auszahlung der Negativprämie strikt beharrten!
Natürlick könnte sich Käufer und Verkäufer abstimmen und vereinbaren, dass man sich in der Mitte trifft, also z.B. bei 70 Dollar/Barrel. Das geschieht auch in 95% der Fälle. Nur in 5% wird real geliefert. Aber es gibt eben dass Recht zur Lieferung, und die Pflicht zur Abnahme.
Person A schließt einen Terminkontrakt, der ihm ermöglicht zu einem zukünftigen Zeitpunkt für 0 $ ein Barrel Öl zu kaufen (A wettet auf steigende Preise).
Person B willigt ein, zu diesem zukünftigen Zeitpunkt an A das Öl für die 0$ zu verkaufen, (bzw. ihm zu ermöglichen für 0$ an ein Ölfass zu kommen.) B wettet auf noch weiter fallende Preise.
Variante 1: Der Marktpreis liegt zum Lieferzeitpunkt bei z.B. +20$:
Dann muss A so gestellt werden, als ob er für 0$ das Öl bekäme. B zahlt an A 20$ und A kann die 20$ nehmen und dafür am Markt das eine Fass Öl kaufen. A steht also am Ende so da: Geld +20$-20$=+-0$, und ein Ölfass in der Hand, also genau so wie vereinbart. Wenn A sich kein Ölfass kauft, dann nimmt er die 20$ von B und ist zufrieden.
Variante 2: Der Marktpreis liegt zum Lieferzeitpunkt bei z.B. bei -41$.
Person A soll nun so gestellt werden, dass er 0$ ausgibt, und ein Fass Öl hat. Das geht so: A zahlt an B 41$. Wenn A jetzt auch noch losläuft und sein Ölfass für -41$ am Markt kauft, dann bekommt er am Markt sein Fass + 41$ zugesteckt.
Am Ende steht A so da, wie es mal vereinbart war: Er hat ein Fass Ă–l und -41$+41$=0$ ausgegeben.
Wenn A nur spekuliert hat und gar kein physischen Ă–l kaufen will, dann ist er nur die 41$ losgeworden und das wars.
Ich kenne diese Spekulation so vom Kakaomarkt, gehe aber davon aus, dass es bei Öl genauso läuft.
Auf dem Kakaomarkt führt das dazu, dass das Handelsvolumen in Terminkontrakten viel höher ist, als die tatsächliche Erntemenge. Das liegt daran, weil die meisten Marktteilnehmer nur spekulieren und den Kakao gar nicht gebrauchen können. Es geht ihnen nur um die Ausgleichzahlungen der Wette = Differenz zwischen vereinbartem Preis und Marktpreis.
Jetzt wollen die Verleiher ihre Aktien wiederhaben, aber der Preis ist nicht gefallen, sondern gestiegen und die "Großen" müssen nun um jeden Preis Aktien kaufen, um sie den "Verleihern" zurückgeben zu können. Das treibt den Kurs weiter nach oben.
Etwas länger erklärt, aber manche Sachverhalte kann man nicht kurz erklären, weil es sonst nichts wird mit der Erklärung...